Zehn jüdische Überlebende der Ghettos berichteten in Gesprächen mit Oberstufenschülern am HBG von ihren traumatischen Kindheitserlebnissen.
Nachdem in den letzten beiden Jahren polnisch-katholische KZ-Überlebende als Zeitzeugen am Heinrich-Böll-Gymnasium zu Gast waren, konnte der neue Schulleiter Ralph Last am 8. September 2017 zehn jüdische Ukrainer begrüßen, die als Kinder die unmenschliche Zeit der nationalsozialistischen Besatzung in verschiedenen Ghettos auf dem Gebiet der heutigen Ukraine überlebt haben und die gerade auf Initiative des Maximilian-Kolbe-Werkes einen zehntägigen Bildungs- und Erholungsurlaub im Rheinland verbringen.
Einige Schülerinnen und Schüler der Russischkurse am HBG hatten nach der Begrüßung die Gelegenheit, sich bei Kaffee und Kuchen mit den Zeitzeugen auszutauschen. Im Anschluss daran erzählten die jüdisch-ukrainischen Zeitzeugen in etwa zweistündigen Gruppengesprächen mit allen Oberstufenschülern der 10. Jahrgangsstufe und den Geschichtsleistungkursen der Jahrgänge 11 und 12 von ihren traumatischen Erlebnissen während ihrer Kindheit, vor allem von dem bedrückenden und unmenschlichen Überlebenskampf in den Ghettos und von der Ungewissheit um die eigene Zukunft sowie um das Schicksal ihrer Familienangehörigen.
Dabei kam auch das furchtbare Massaker von Babi Jar zur Sprache, bei dem weit über 30.000 Juden aus dem Kiewer Ghetto ermordet wurden, darunter auch viele Familienmitglieder der Zeitzeugen. So berichtete Tamar Lukash davon, dass sie im Versteck diese Zeit überlebte, während ihre Mutter verraten und ermordet wurde. Im Anschluss an die Zeitzeugenberichte gab es für die Oberstufenschülerinnen und -schüler die Gelegenheit, mit den ukrainischen Gästen ins Gespräch zu kommen. Kaum ein Teilnehmer blieb unbeeindruckt von den grausamen Erfahrungen der Zeitzeugen, aber auch von der Lebensbejahung, mit der sie das Leben nach dem Holocaust angegangen sind, und von ihrer Versöhnungsbereitschaft, welche sie auch heute noch im hohen Alter prägt. Dass nach der Befreiung von der nationalsozialistischen Diktatur und vielen Jahren der Sowjetdiktatur heute auch Krieg in der Ukraine herrscht, machte sie sehr betroffen. Für die Teilnehmer der intensiven Begegnung mit den jüdisch-ukrainischen Holocaustüberlebenden war klar, dass der Auftrag an gegenwärtige und kommende Generationen, das Engagement um Frieden, Toleranz und Versöhnung, nie vernachlässigt, sondern gepflegt werden muss.
Schulleiter Ralph Last bedankte sich bei den zehn Gästen ganz herzlich für ihren Besuch am HBG und wünschte ihnen nach den aufwühlenden Kindheitsberichten noch eine schöne und erholsame Zeit im Rheinland.
weitere Informationen zum Maximilian-Kolbe-Werk unter: www.maximilian-kolbe-werk.de
(Foto: Sam Hong Nai, Text: D. Römer)