
Es war eine Premiere in Troisdorf: Fast 200 Schüler*innen der Oberstufe des Heinrich-Böll-Gymnasiums besuchten am 10.2.25 das Camp Spich. Ziel war es, Unternehmen und Schulen enger zusammenzubringen und gemeinsam neue Wege in der Fachkräftesicherung zu gehen.
Ralf Rohrmoser-von Glasow, Kölner Stadt-Anzeiger vom 12.02.2025
Die Idee war aus der Praxis gekommen, nach einer Nacht der Technik: „Lass uns im Gewerbegebiet so eine Aktion mal tagsüber machen“, erklärt Tobias Voits, bei der städtischen Wirtschaftsförderung Trowista zuständig für die Fach- und Arbeitskräftesicherung. Gemeinsam mit Viktoria Kraus von der kommunalen Koordinierung des Landesprojekts „Kein Abschluss ohne Anschluss“ hatte er den ersten „Open door day“ der Stadt organisiert – im Camp Spich in Troisdorf. Zwölf Unternehmen, die im Camp Spich ihren Sitz haben, erklärten sich bereit, ihre Türen zu öffnen. Rund 200 Schülerinnen und Schüler der Oberstufe des Heinrich-Böll-Gymnasiums kamen gerne.
„Es geht um einen Blick hinter die Kulissen“, so Voits, „und um die Frage: Welche Rolle kann ich übernehmen?“ Für die Betriebe wiederum war es die Chance, auf ihre Arbeit, ihre Produktionen, ihre Entwicklungen aufmerksam zu machen. Denn der Fach- und Arbeitskräftemangel ist auch dort angekommen. Vanessa Königs, Ausbildungsleiterin bei Orthopädie Rahm etwa erklärte, dass Fachberater oder Auslieferungsfahrer kaum noch zu bekommen seien. In der Event-Location Zur Heide gab es den Auftakt. Alexander Miller, Trowista- Geschäftsführer, begrüßte die jungen Menschen und versicherte ihnen: „Hier gibt im Camp Spich es viele Hidden Champions.“ Ziemlich stolz auf seine Oberstufe war Schulleiter Ralph Leist: „Ich habe mich gefreut, wie pünktlich ihr alle gekommen seid.“ Das mache Lust und Freude für die Zukunft.
Doch bevor es in die Unternehmen ging, gab es noch einen Impuls- und Motivationsvortrag von Extremsportler Joey Kelly. Der berichtete von seinen Marathons und Ironman-Läufen, immerhin machte er schon mal acht in einem Jahr, seiner Südpolexpedition und seinem Überlebenstrip auf den Spuren von Rüdiger Nehberg – von der Nordsee bis zur Zugspitze. Und er erzählte die verrückte Geschichte der Kelly Family, die von Straßenmusikern zu Weltstars aufstiegen. „Glück ist kein Zufall.“ „Ich brauche Disziplin und ein starkes Team.“„ Die Option aufzugeben gibt es nicht.“ „Mehr geben als nehmen.“ Diese und ähnliche Merksätze brannte er seinem Publikum ein.
Und das nahm es dankbar an. „Das waren starke Geschichten“, fand Melina Knopp, „ich nehme mit, mehr auszuprobieren und dass ich mehr schaffen kann, als ich denke.“ Ruben Griesbach sah es ähnlich: Das war auf jeden Fall sehr motivierend. Geradezu beseelt war Milana Schrot: „Er hat mir die Augen noch mal geöffnet, damit ich meine Träume verfolgen und die Leidenschaft brennen kann.“ Sie will vielleicht Medizin studieren. Kurz darauf saß sie bei M-Assist und lauschte dem Einführungsvortrag. Die Firma berät Unternehmen in der Medizinversorgung, ist jung und dort arbeiten mehr Frauen als Männer. Weil Schrot selbst davon sprach, ein Business zu eröffnen, war sie ganz angetan von der inspirierenden Ansprache. Vorstellen könnte sie sich so was durchaus.
Ähnlich erging es Svenja Rosberg. Sie hatte sich bei Rahm in einen Rollstuhl gesetzt, in dem sie per Joystick einen künstlichen Arm bewegen konnte. „Ich wusste nicht, dass mich das so interessieren würde. Ich fand das sehr, sehr spannend.“ So erging es auch Mitschülerin Alia Wiebe bei HSP Hochspannungsgeräte: „Mir war nicht klar, dass bei diesen Stromdurchführungen so sauber gearbeitet werden muss.“ An diesem Tag sind so einige Interessen geweckt, Kontakte geknüpft worden.
In der WDR Lokalzeit Bonn vom 10.2.25 erschien auch ein Beitrag über den Open Door Day (ab Minute 6:50). Man findet den Beitrag in der ARD Mediathek.