Vier polnische Zeitzeuginnen zu Gast am HBG

Überlebende der nationalsozialistischen Verbrechen berichten Oberstufenschülerinnen und -schülern von ihren grausamen Kindheitserfahrungen.

Es sind nur noch wenige, die von den unmenschlichen Erlebnissen, die sie durch die nationalsozialisitische Gewaltherrschaft erfahren haben, berichten können. Deshalb war die Geschichtsfachschaft am HBG froh darüber, wie in den letzten Jahren, auch in diesem Schuljahr ein Zeitzeugengespräch für unsere Schülerschaft anbieten zu können. Am Morgen des 23. September 2019 konnte der stellvertretender Schulleiter Herr Heidelbach vier polnische Zeitzeuginnen begrüßen, zwei von Ihnen waren bereits im Schuljahr 2015/16 zu Gast an unserer Schule. Mit tatkräftiger Übersetzungsunterstützung von polnischsprachigen Schülerinnen und Schülern sowie einer Mutter, erzählten unsere vier polnischen NS-Überlebende in einer Doppelstunde den Oberstufenschülerinnen und -schülern der 10. Jahrgangsstufe sowie den beiden Geschichtsleistungkursen der Jahrgänge 11 und 12 von ihren traumatischen Erlebnissen während ihrer Kindheit.

So mussten die Zeitzeuginnen den Verlust eines Großteils ihrer Familienmitglieder erleben und wurden als Kleinkinder Zeuginnen der grausamen und erniedrigenden Zustände in den Konzentrations- und Vernichtungslagern oder überlebten einen der sogenannten Todesmärsche in den letzten Kriegstagen. Zudem gestaltete sich das Nachkriegsleben für die Zeitzeuginnen in den zerstörten polnischen Städten, in teilweise neuen Familien und in einer erneuten Diktatur als schwierig. Dennoch konnten unsere Gäste auch davon berichten, dass sie ihr Leben nach der NS-Zeit mit schönen Erlebnissen in Beruf und Familie gemeistert haben.

Beeindruckend war, dass sie trotz ihres hohen Alters die Kraft aufbrachten, während ihres zweiwöchigen Besuches im Rheinland an vielen Schulen jungen Menschen von ihren bedrückenden Erfahrungen zu berichten und die neue Generation für einen humanen Umgang miteinander und Zivilcourage zu motivieren. Im Anschluss an die Zeitzeuginnenberichte gab es für die Oberstufenschülerinnen und -schüler die Gelegenheit, mit den polnischen Gästen ins Gespräch zu kommen. Kaum ein Teilnehmer blieb unbeeindruckt von dem Gehörten. Im Gedächtnis wird bei vielen der Zuhörenden auch deren Lebensbejahung, mit der sie das Leben nach der NS-Zeit angegangen sind und ihre Versöhnungsbereitschaft bleiben, welche sie auch heute noch im hohen Alter prägt.

Für die Teilnehmer der intensiven Begegnung mit den Zeitzeuginnen wurde deutlich, dass der Auftrag an gegenwärtige und kommende Generationen, das Engagement um Frieden, Toleranz und Versöhnung, nie vernachlässigt, sondern gepflegt werden muss. (weitere Informationen zu dem Zeitzeugenprogramm des Maximilian-Kolbe-Werkes unter: www.maximilian-kolbe-werk.de)